Er war nur kurze Zeit Direktor des Städtischen Gymnasiums Rheinbach, ein Teil unserer Jahrgangsstufe hat ihn aber in einer prägenden – oder möchte man sagen: schwierigen – Phase kennengelernt. Carl Schlesinger leitete von 1973 bis 1977 die Schule. Wie er selbst im Buch „150 Jahre Städtisches Gymnasium Rheinbach“ schreibt: in „stürmischen Zeiten“.
Umzug des Gymnasiums vom Stadtwald in den Neubau an der Königsberger Straße, Einführung der Reformierten Oberstufe (erster Abijahrgang 1977), Öffnung des traditionellen Jungen-Gymnasiums für Mädchen (hallo Dixie, hallo Steffi, hallo Adelheid & alle anderen!), das (Nach)beben der 68er in der rheinischen Provinz.
Wilde Zeiten also, und mittendrin die Klasse 9a des Jahres 1974/75, die „den Schlesinger“ als Mathelehrer vorgesetzt bekam. „Ein harter Hund“, raunten sich die Pubertate zu. Der habe angekündigt, er werde sich dank seines Amtes als Schulleiter jede Klassenarbeit selber genehmigen, auch wenn sie nur aus Fünfen und Sechsen bestehe.
Ganz so schlimm kam es dann doch nicht. Die Ansprüche waren hoch, aber um mal persönlich zu werden: Danach hat es kein Mathelehrer mehr geschafft, bei mir Begeisterung für das Fach zu wecken. In perfekter Teamarbeit mit Klassenlehrer Horst Mies manövrierte er die anstrengende 9a Richtung Abitur. Zuckerbrot (gerne mal ein Bier zusammen trinken auf Klassenfahrten oder Schulfesten) und Peitsche (kein Zweifel, wer die Ansagen macht) stimmten wohl in ihrer Mischung für rund 30 Jungs auf Hormonschub.
Von einem späteren Treffen stammt das Erinnerungsstück an die Klassenfahrt 1975 nach München. Carl Schlesinger und Horst Mies bei unserem Besuch der Bundeswehrkaserne. Zuletzt getroffen habe ich „Schlemmi“, wie er ein wenig despektierlich von uns Schülern genannt wurde, vor fast genau zehn Jahren bei der Beerdigung von Horst Mies.
Ende Januar ist Carl Schlesinger im Alter von 83 Jahren in seiner Wahlheimatstadt Euskirchen gestorben.